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Lebensmittelverschwendung in Österreich

Ein Thema, das uns alle angeht!


Rund ein Drittel aller erzeugten Lebensmittel werden in Österreich weggeworfen. Laut einer Studie des Ökologie-Instituts landen in Österreich pro Jahr etwa 760.000 Tonnen Lebensmittel im Mülleimer. Das ist nicht nur eine enorme Lebensmittelverschwendung, sondern belastet auch unsere Umwelt und letztlich uns selbst.

Die Gründe für Lebensmittelverschwendung:

Die Gründe für Lebensmittelverschwendung sind vielseitig, wobei die übertriebenen Vermarktungsnormen der klassischen Lebensmittelkonzerne und das Konsumverhalten der Kunden und Kundinnen einen großen Teil der Lebensmittelverschwendung ausmachen.  

Schönheit vor Geschmack:

Ein Grund für Lebensmittelverschwendung sind die übertriebenen Vermarktungsnormen des klassischen Lebensmittelhandels die oft weit über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehen. Das Nicht-Erfüllen dieser Vermarktungsformen (Größe, Gewicht, Form, Makellosigkeit) macht vor allem bei Obst und Gemüse mehr als die Hälfte der Verschwendung von Lebensmittel aus. Mehr dazu in der Studie „Food Waste und Landwirtschaft“ von global2000.


Schönheitsideal mit Konsequenzen:

Am Beispiel einer Bio-Karotte lässt sich das Ausmaß der enormen Lebensmittelverschwendung erkennen, welche die Vermarktungsform des klassischen Lebensmittelhandels mit sich bringt. Laut ORF „Am Schauplatz“ vom 25. März 2021 schafft es nur 1 aus 3 Bio-Karotten ins Supermarktregal. 2/3 der geernteten Bio-Karotten entsprechen nicht den Normen und landen deshalb in der Tonne.  

Glatt und glänzend poliert fürs Auge. So kennen wir die Karotten im Regal – egal ob aus konventioneller Landwirtschaft oder Bio-Landwirtschaft im Lebensmittelhandel, da sie laut österreichischem Gesetz nur gewaschen verkauft werden dürfen. Dabei gehen vor allem beim Polieren wertvolle Spurenelemente verloren, die dann teuer in Form von Nahrungsergänzungsmittel wieder zugeführt werden. Dabei fördern Karotten mit kleinen Erdanhaftungen unser Microbiom und somit unsere Gesundheit und sind ungewaschen sogar um bis zu 3 Wochen (!) länger haltbar.

Oftmals werden gesamte Chargen vom Handel nicht akzeptiert und reklamiert, weil ein geringer Prozentsatz der Lieferung „mangelhaft“ ist. Sind die Karotten erst einmal gewaschen und poliert, können sie nicht mehr über einen längeren Zeitraum gelagert werden und sind deshalb nicht mehr markttauglich. Dem Produzenten bleibt dann nicht mal mehr eine alternative Vermarktungsmöglichkeit zum Beispiel für die Saftherstellung. 
Toleranzen bei natürlich gewachsenen Lebensmitteln müssen möglich sein, werden aber von den Handelsketten und auch vom Konsumenten derzeit nicht akzeptiert.


Pestizide und Pflanzenschutzmittel für „Modelmaße“

Gerade in der konventionellen Landwirtschaft werden einige Pflanzenschutzmittel und Pestizide aus rein optischen Gründen eingesetzt. Zwiebel zum Beispiel werden in der konventionellen Landwirtschaft oftmals noch auf dem Feld mit der umstrittenen Maleinsäure behandelt, um die Keimung zu vermeiden und damit die Lagerfähigkeit auf bis zu 18 Monaten zu verlängern. Laut Global2000 ist der Wirkstoff Maleinsäurehydrazid seit ca. zehn Jahren in Österreich als Keimhemmungsmittel bei konventionell produzierten Zwiebeln und seit 2010 auch bei Kartoffeln zugelassen. Maleinsäure ist gewässergefährdend und steht im Verdacht, genetische Defekte zu verursachen. Bei Vermarktungskonzernen wird bei den Qualitätsmerkmalen beim Wareneingang aber nicht zwischen konventioneller Zwiebel und Bio-Zwiebel unterschieden. Eine ungespritzte Zwiebel mit grünem Trieb landet deshalb oft im Müll und nicht im Regal – dabei ist das bei biologischen Zwiebel ein ganz natürlicher Prozess. 

Dein, mein, unser Konsumverhalten:

Der Stellenwert von Lebensmitteln ist in den letzten 50 Jahren deutlich gesunken. Das liegt vor allem am Überangebot und an der Sortenvielfalt. Gab es früher 3 unterschiedliche Brote beim Bäcker, werden heute viele unterschiedliche Sorten vom Konsumenten vorausgesetzt und selbstverständlich soll die volle Auswahl bis Ladenschluss zur Verfügung stehen. Vorverpackte Lebensmittel, Aktionen und Mengenrabatte laden zum Kaufen ein und sorgen so für einen wahren Kaufdrang mehr zu kaufen, als man wirklich braucht.  Lebensmittelverschwendung ist in Österreich so zum traurigen Alltag geworden. Jeder einzelne von uns wirft durchschnittlich Lebensmittel im Wert von 263 EUR im Jahr in die Tonne. Das schadet nicht nur unserer Umwelt, sondern auch unserer eigenen Geldtasche.


Wegwerfprodukt Tier

Dass Fleisch eigentlich ein Luxusprodukt ist, haben Viele vergessen. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch hat sich in den letzten 100 Jahren weltweit vervierfacht und somit erhöht sich auch der Prozentsatz an Lebensmittelverschwendung bei tierischen Produkten. Rund 1 kg Fleisch pro Woche isst jeder Österreicher im Durchschnitt. Unser hoher Fleischkonsum belastet nicht nur unser Klima, sondern ist aufgrund der Wegwerfkultur auch mit sinnlosem Leid verbunden. So werden etwa 1,5 Millionen Schweine in Österreich pro Jahr nur für den Mistkübel geschlachtet. Dabei ist nur 1 % eines Schweines „echter“ Abfall. 

Gemeinsam mit unseren Bio-Partnern setzen wir uns für einen ganz bewussten Fleischkonsum ein – Fleisch gibt es nicht immer, sondern nur zu mit unseren Bio-Partnern abgestimmten Zeitpunkten. Mit eurer Vorbestellung über die Biokiste werden nur jene Tiere geschlachtet, die tatsächlich benötigt werden. Fleischpakete sorgen außerdem dafür, dass das gesamte Tier verwertet wird und nicht nur die Edelteile. 


Auch viele Milchprodukte landen in der Tonne. Schuld daran ist oftmals das falsch interpretierte Mindesthaltbarkeitsdatum. Warum das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht immer etwas mit der tatsächlichen Haltbarkeit zu tun hat, liest du in unserem Blogbeitrag „Mindesthaltbarkeitsdatum“.

Wir am Biohof haben ein Herz für Lebensmitteln


Ein wertschätzender Umgang mit unseren Lebensmitteln ist uns ein Anliegen – wir kennen   und schätzen den Wert jedes einzelnen Produkts. Ist die Karotte zu klein, zu groß oder zu rund, sie landet bei uns trotzdem im Regal und in der Biokiste – den Obst und Gemüse braucht keine Modelmaße, um gut zu schmecken und gesund zu sein. Auch Lebensmittel, die krumm oder nicht so schön sind, werden bei uns als schmackhaftes Mittagessen, g’schmackige Suppe zubereitet  und somit sinnvoll genutzt. Du möchtest mehr darüber erfahren mit welchen Maßnahmen wir Lebensmittelverschwendung vorbeugen und unsere Lebensmittel retten? 
Dann schau doch einmal bei unserem Blogbeitrag „Nix wegwerfen - gelebte Philosophie am Biohof“ vorbei.

Kleiner Denkanstoß

Nimm dir einen Augenblick Zeit, um über die Schritte nachzudenken, die in der Lieferung von beispielsweise einer Karotte stecken. Um eine Karotte zu ernten, muss sich ein Bauer ca. 100 Tage darum kümmern. In eine Karotte fließt nicht nur jede Menge Handarbeit und Pflege, sondern auch jede Menge Ressourcen. Auch die Ernte, das Sortieren und schlussendlich die Lieferung benötigt Ressourcen. Wirfst du also eine Karotte weg, verschwendest du viel mehr als nur die Karotte. Gemeinsam können wir das ändern und anfangen,  unser Essen, unsere Mitmenschen, unsere Umwelt und natürlich unsere Karotten mehr wertzuschätzen und besser zu behandeln! Denn jedes Verhalten hat früher oder später Konsequenzen – so auch unsere Lebensmittelverschwendung.

Unsere Tipps, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden:

Die Rettung von Lebensmitteln liegt uns besonders am Herzen. Auf unserem Blog haben wir deshalb in 10 Tipps für dich zusammengefasst, wie du in deinem Umfeld der Lebensmittelverschwendung vorbeugen kannst. Das geht einfacher als gedacht. Bewusst einkaufen, richtig lagern und beim Mindesthaltbarkeitsdatum einfach öfters mal ein Auge zudrücken, das sind nur 3 von 10 Tipps, die dich zum echten Lebensmittelretter machen.

Gemeinsam tragen wir die Verantwortung für einen achtsamen Umgang mit Nahrungsmitteln und gemeinsam können wir eine Trendwende schaffen.

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