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In Österreich rühmen wir uns mit vermeintlich guter Trinkwasserqualität. Durch den weitverbreiteten Einsatz von PFAS ist dieses hohe Gut und damit unsere Gesundheit in Gefahr.
Was sind PFAS?
PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind eine Gruppe von über 10.000 künstlich hergestellten Chemikalien, die aufgrund ihrer Eigenschaften in vielen Produkten eingesetzt werden. Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend, hitzeresistent und unzerstörbar, weshalb sie auch als „Ewigkeitschemikalien“ bezeichnet werden.
Eine Auswahl an Produkten, in denen PFAS zum Einsatz kommt:
Was macht PFAS problematisch?
Bei der Produktion, Verwendung und Entsorgung der PFAS werden diese freigesetzt und landen in der Luft, im Boden und Grundwasser. Da die Ewigkeitschemikalien unzerstörbar sind, reichern sie sich in der Natur immer mehr an und gelangen von dort über das Trinkwasser und Lebensmittel in den menschlichen Körper. Bei Untersuchungen wurden schon bei Neugeborenen PFAS im Blut nachgewiesen. Nur ein kleiner Bruchteil der 10.000 Stoffe wurde bereits auf gesundheitliche Auswirkungen untersucht - alle davon sind gesichert schädlich.
PFAS stehen unter anderem in Verbindung mit Fruchtbarkeitsstörungen, Fettstoffwechselproblemen, Schädigung des Immunsystems, der Leber, Nieren und Schilddrüse sowie einem erhöhten Krebsrisiko. Manche PFAS sind wegen ihrer schwerwiegenden Auswirkungen bereits verboten. Aufgrund ihrer Unzerstörbarkeit sind sie aber weiterhin in unserer Umwelt vorhanden.
Ewigkeitschemikalien im Trinkwasser
TFA (Trifluoressigsäure) gehört zu den Ewigkeitschemikalien. Sie wird in der chemischen Industrie eingesetzt und ist ein Abbauprodukt von ca. 2.000 PFAS-Verbindungen. Über die Ausbringung von PFAS-Pestiziden kommt TFA großflächig in die Böden, das Wasser, die Pflanzen und über Lebensmittel in unsere Körper.
In einer Untersuchung von Global 2000 wurde in allen österreichischen Bundesländern TFA im Trinkwasser nachgewiesen. Beunruhigend hohe Werte ergaben die Messungen in landwirtschaftlich stark genutzten Regionen in Nieder- und Oberösterreich, der Steiermark und dem Burgenland.
Die Verwendung von PFAS-Pestiziden ist die Hauptursache für die TFA-Belastung von Grund- und Trinkwasser. 37 PFAS-Pestizide sind derzeit in der EU zugelassen. Wie gefährlich TFA ist, belegt sogar Pestizidhersteller Bayer selbst. In einer Studie traten im Tierversuch beim Nachwuchs von Muttertieren, denen TFA verabreicht wurde, schwere Missbildungen auf.
TFA in Lebensmitteln
Durch die Belastung der Böden und des Wassers landen die Ewigkeitschemikalien auch in unseren Lebensmitteln. Ein Test von Getreideprodukten ergab hohe Werte von TFA in konventionellen, aber leider auch in Bio-Produkten. Konventionelle Kekse, Nudeln, Mehle, Brote und Frühstücksflocken waren dabei rund dreimal so hoch belastet wie Bio-Produkte.
Das zeigt, dass abgesehen vom beabsichtigten Einsatz, PFAS auch als unbeabsichtigte Verunreinigungen in Produkten enthalten sein können. Der Regen wäscht die Ewigkeitschemikalien aus den Böden ins Grundwasser und somit auch überall hin, wo sie nie ausgebracht wurden. Nur ein generelles Verbot von PFAS-Pestiziden schützt davor.
Keine Grenzwerte
Für PFAS gibt es in Österreich weder eine Deklarationspflicht noch gesetzliche Grenzwerte oder Verbote. TFA sollte als Pestizid-Abbauprodukt (Metabolit) unter die EU-Pestizidverordnung fallen. Diese schreibt allgemein für „relevante Metaboliten“ einen generischen Grenzwert von 100 Nanogramm pro Liter Wasser vor. Ein Wert, der im österreichischen Durchschnitt gut um das 10-fache überstiegen wird. Als „relevant“ gilt ein Abbauprodukt, wenn es für die menschliche Gesundheit bedenklich ist. Trotzdem wurde TFA bisher weder von der EU noch von Österreich als relevanter Metabolit eingestuft. Mit einer solchen Einstufung müssten alle PFAS-Pestizide ihre Zulassung verlieren.
TFA aus dem Trinkwasser zu entfernen ist technisch sehr aufwendig und teuer und würde europaweit Investitionen im Milliardenbereich erfordern. Nach dem Verursacherprinzip sollten die Pestizidhersteller hier zur Kassa gebeten werden.
Aktuell beschäftigt sich die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) mit einem Vorschlag für eine EU-weite Beschränkung für PFAS. Der Vorschlag sieht eine starke Beschränkung der Herstellung, der Verwendung und des Inverkehrbringens der Ewigkeitschemikalien vor. Ausnahmen soll es nur für solche Produkte geben, die als gesellschaftlich unverzichtbar gelten und für die es in absehbarer Zeit keine Alternativen gibt, z.B.: bestimmte medizinische Gerätschaften.
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