
Sind Sie sicher, dass Sie diesen Artikel aus der Merkliste löschen möchten?
Schweinefleisch ist die beliebteste Fleischsorte in Österreich. Rund 33 kg davon werden im Durchschnitt pro Person im Jahr gegessen. Wie es dem Tier vor dem Sonntagsbraten ging, wird nicht immer hinterfragt. Doch das Bewusstsein für Tierwohl steigt. Die höchsten Standards für Tierhaltung sind in der biologischen Landwirtschaft zu finden. Wir schauen uns an, wie ein Bio-Schwein in Österreich lebt.
Bessere Haltung von Geburt an
Unser Bio-Schwein kommt in einer gemütlichen Abferkelbucht zur Welt. Die Muttersau hatte dort zuvor genug Material zur Verfügung, um ihrem Nestbautrieb nachgehen zu können. Enge Kastenstände, auch „Sauenkäfig“ genannt, in denen die Sau gerade so liegen oder stehen kann, sind in der biologischen Landwirtschaft verboten.
Mindestens 40 Tage, oft auch länger, darf unser Bio-Ferkel bei seiner Mutter säugen. Das ist doppelt so lange wie in der konventionellen Schweinehaltung. Milchaustauschfutter mit chemisch-synthetischen oder pflanzlichen Bestandteilen sind während der Säugezeit nicht erlaubt. Vor einer betäubungslosen Kastration muss sich unser Bio-Ferkel nicht fürchten. Diese darf in Bio-Betrieben nur unter Narkose durchgeführt werden.
Mehr Platz für alle Bedürfnisse
Je nach Größe hat unser Bio-Schwein mindestens um die Hälfte mehr Platz als konventionell gehaltene Tiere. Schweine sind sehr reinliche Tiere und wollen getrennte Bereiche fürs Fressen, Schlafen und Koten. Dafür muss nach Bio-Richtlinien genug Platz vorhanden sein. Unserem Bio-Schwein steht darüber hinaus ein Zugang ins Freie zur Verfügung. Spaltböden dürfen maximal die Hälfte der Stallfläche ausmachen. Der Boden des eingestreuten Liegebereichs, in dem sich die Schweine am liebsten eng aneinander kuscheln, darf nicht perforiert sein.
Unser Bio-Schwein hat einen ausgeprägten Spieltrieb, den es gerne auslebt. Kaumöglichkeiten und ausreichend Wühlmaterial wie Stroh stehen ihm dafür zur Verfügung. Solche Beschäftigungsanreize reduzieren die Wahrscheinlichkeit von Verhaltensstörungen, wie dem Abbeißen der Schwänze der Artgenossen.
Bestes Bio-Futter
Auf dem Speiseplan unseres Bio-Schweins steht ausschließlich biologisches Futter. Es verspeist Getreide (Triticale, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer), Körnerleguminosen (Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen) und Eiweißlieferanten wie Sojakuchen, Bierhefe und Molke. Raufutter wie Klee, Gras, Heu, Silage dient ihm gleichzeitig als Beschäftigungsmaterial.
Gentechnisch veränderte Futtermittel sind im Biolandbau streng verboten. Meist wird das Futter am eigenen Hof selbst produziert. Im Kreislaufgedanken der Biolandwirtschaft sorgen die Schweine für den Dünger der Felder.
Pumperlgsundes Bio-Schwein
Durch die artgerechte Haltung ist unser Bio-Schwein weniger anfällig für Krankheiten, Verletzungen oder Infektionen und braucht weniger häufig Medikamente. Ein prophylaktischer Einsatz von Antibiotika ist verboten. Die erste Wahl bei Beschwerden sind Naturheilmittel. Nach einer Medikamentengabe muss die doppelte gesetzliche Wartezeit bis zur weiteren Vermarktung eingehalten werden.
Müssen Zuchtschweine mehr als 3x oder Mastschweine mehr als 1x im Jahr mit chemisch-synthetischen Arzneimitteln behandelt werden, verlieren sie ihren Bio-Status und dürfen nur mehr konventionell vermarktet werden.
Unser Bio-Schwein muss keine vorbeugenden Eingriffe wie das Abkneifen der Zähne oder das Kupieren seines Schwanzes über sich ergehen lassen. Ebenso bleiben ihm hormonelle Behandlungen zur Wachstums- oder Reproduktionsförderung erspart.
Mindestes einmal im Jahr wird unser Bio-Schwein von einer Bio-Kontrollstelle besucht. Die prüft die Einhaltung aller Bio-Vorschriften.
Stressfrei bis zum Schluss
Am Ende des Lebens unseres Bio-Schweins steht die Schlachtung. Der Transportweg bis zum Schlachthof soll möglichst kurz sein, um unnötigen Stress bei den Tieren zu vermeiden. Wie wichtig das ist, hat uns unser Bio-Partner David Mitterhuber erzählt: „Du kannst deine Tiere noch so gut halten und dich um sie kümmern, mit Stress bei der Schlachtung ruinierst du alles, was du vorher gut gemacht hast.“
Am Biohof Mitterhuber in Haidershofen wird am Hof selbst geschlachtet. Der Respekt gegenüber seinen Tieren und die Ehrfurcht vor der Schlachtung ist David besonders wichtig. In unserem Blogbeitrag über den Biohof Mitterhuber liest du mehr über seine Überzeugungen.
Auch in der Bio-Hof-Fleischerei Höglinger in Putzleinsdorf wird vor Ort geschlachtet. Der Weg vom Stall bis zum Schlachthof beträgt gerade einmal 20 Meter. Diesen legt Michael Höglinger jeden Montag mit 6 bis 10 Schweinen zurück. "Bevor sie wissen, was los ist, geht’s für die Tiere ein einziges Mal schnell. Kein Tier stirbt bei uns in einer Stresssituation. Sollte ein Tier einmal unruhig werden, wird es wieder zurück in den Stall geführt."
Lies in unserem Blogbeitrag über die Bio-Hof-Fleischerei Höglinger was hinter ihrem Motto "Weniger oft, öfters besser" steckt.
Mehr als 200.000 Tonnen Lebensmittel werden jä...
Ansehen